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Bleibt alles anders – mein Motto um mir die Welt zu machen, wie sie mir gefällt

Als Technikelfe Sara zur Blogparade aufrief, habe ich gedacht „…ja, machen wir uns die Welt nicht immer, wie sie uns gefällt?“ Ehrlich gesagt ist das nach meinem Gefühl sogar „leichter“ in einer Krise. Wenn alles läuft, ist meine Welt bereits so gemacht habe, wie ich sie gern hätte oder ich „sehe“ gerade nicht, was besser geht. In einer schwierigen Zeit ist eher Anpassung an die Umstände gefragt und das hat selten mit Zielen zu tun, sondern eher mit dem, was möglich ist. Ein Stück Abenteuer und Ungewissheit steckt da drin – schließlich habe ich nicht alle Aspekte in der Hand. Mir fällt es recht leicht, Überblick zu gewinnen und auszuloten, was jetzt wichtig ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich einen kreativen Beruf habe. Ich bin geübt darin, neue Möglichkeiten zu entwickeln und viele Ideen auch wieder zu verwerfen.  Vielleicht liegt es auch daran, dass ich als  NLPlerin stets lösungsorientiert in die Welt schaue. 

Was mir bei aller Anstrengung aktuell sehr hilft, ist zu wissen, dass vor allem mein Blick auf die Welt mein Wohlbefinden bestimmt. Ich habe in der Hand,  ob und wie gut es mir geht. Auf der anderen Seite bin ich auch verantwortlich für mich und meinem Zustand. Geht es mir nicht gut, kann ich schwer „die anderen“ dafür verantwortlich machen . Das zwingt mich dazu, auch in schweren Zeiten meine Kreativmaschine anzuwerfen. Also suche ich nach Lösungen, werde aktiv und schaue, was ich leisten kann.

Krisen sind irgendwie auch nur Prozesse

Für mich haben alle Krisen etwas gemeinsam – sie verlaufen in Phasen. Es sind Prozesse, die immer die gleichen Bestandteile haben. Wenn wir diese Phasen kennen, haben wir es leichter, die nächsten Schritte zu gehen – egal ob berufliche oder privat.

Bleibt alles anders ist für mich zum Jahresmotto geworden. Es erinnert mich daran, dass gerade sehr viel in Bewegung ist. Stillstand scheint gerade nicht möglich . Die Herausforderungen werden bleiben – wenn auch anders als im letzten Jahr.

2020 war aus verschiedenen Gründen eine große Herausforderung für mich. Während ich im Jahr davor ungefähr ein Viertel meines Umsatzes mit Livetrainings machte, fielen die in ganzer Linie aus. Das Kind musste zu Hause unter sehr unorganisierten Umständen beschult werden. Zu allem Überfluss brannte Ende August mein Zuhause – und damit auch mein Arbeitsplatz vollständig ab. Ein Supergau, der meine Familie und mich sehr viel Zeit und Nerven gekostet hat.

Als doppelte Krisenbewältigerin kann ich jetzt mit ein wenig Abstand sagen – es war ein hartes Jahr. Aber die Phasen im Umgang damit waren sowohl bei Corona als auch beim Brand die selben und werden bei dem nächsten großen „Ding“ genau so wieder aussehen. Ich habe meine 5 Phasen mal zusammen getragen und bin gespannt, ob sie dir bekannt vorkommen…

 Phase 1: Alles doof?

Kannst du dich noch erinnern, wie im März letzten Jahres der erste Lockdown ausgerufen wurde. So war mein Geburtstagsessen zwangsläufig zu Hause, kein Restaurant und kein Ausflug. Wer ahnte schon, dass uns diese Pandemie mit so vielen täglichen Einschränkungen so lange begleiten würde. Mich hat es wie ein Schlag getroffen.  Ich musste das erstmal verdauen. 

Was sollte das denn bedeuten – wie würde es weiter gehen, was ist mit der Schule, was mache ich, wenn niemand mehr mit mir arbeiten will. Ich hatte viele Fragen und wenig Antworten. Es war, als ob mir die Kontrolle über meinen Alltag durch die Finger rinnt und ich fühlte mich hilflos. Hilflosigkeit in all seinen Facetten ist ein so machtvolles Gefühl, das uns gern in eine handlungsunfähige Starre wirft, in der es wenig vor und zurück geht. 

Genug ist genug

Es dauerte ein, zwei Wochen, bis ich an dem Punkt war mir zu sagen: „Jetzt reicht es! Genug gequakt, steh auf und mach was.“ Diese Wut ist mein Motor wieder Verantwortung zu übernehmen, für die Dinge, auf die ich Einfluss habe. Egal wie eingeschränkt das Drumherum ist, irgendwo wird es ein Handlungsspielfeld geben, das ich so nutzen kann, wie ich mag. 

Was meinen Hausbrand betrifft, so war da keine für Starre – schnelle Lösungen mussten her. Am Tag des Brandes war ich mit meinem Mann am Strand, als der Anruf kam. Noch sommerlich angezogen im T-Shirt und Sandalen fuhren wir an diesem Samstagabend noch schnell vor Ladenschluss Unterwäsche, Waschzeug und ein paar Wechselklamotten kaufen. Als wir zurück kamen waren die Flammen mittlerweile kilometerweit zu sehen und ein Bagger riss gerade das Dach ab. Ab da war klar, dass unser Zuhause nie wieder bewohnbar wird

Die nächsten Wochen sollte ich noch lernen, was wir so alles für selbstverständlich halten – und dann nicht zur Hand haben. Der permanente Krisenmodus war anstrengend. Alles war provisorisch, mir fehlte meine Arbeit und es war so frustrierend mich nur um kaputte Dinge zu kümmern. Meine Ohnmacht habe ich kanalisiert in Raumplanung und täglicher Lösungsentwicklung. Ich wurde zwischenzeitlich Profi rund um Ikea Schranksysteme und hätte auch anheuern können als Einrichtungsprofi.

Phase 2: Nimm es hin

Du kennst sicher das Gelassenheitsgebet:

„Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Reinhold Niebuhr (1892-1971), US-Theologe und Philosoph

Ich glaube die größte Herausforderung für die meisten Menschen ist genau das herauszufinden – was liegt nicht in meiner Hand, um es zu ändern? Was muss ich akzeptieren? Da hat zwar jede*r einen eigenen Blick darauf, aber dazu gehören für mich tägliche Routinen. Ich nehme sie kaum mehr wahr und betrachte sie auch nicht als Einschränkung. Sie gehören einfach dazu: Zum Beispiel das Hände desinfizieren im Supermarkt oder immer genug Masken dabei haben. Also lauter Dinge, die irgendwie selbstverständlich geworden sind.  

Energie sparen hilft

Ich halte mich nicht lange damit auf, über Regeln nachzudenken, die ALLE betreffen. Das ist Energieverschwendung, die mir an anderer Stelle auf die Füße fällt. Klar, über vieles können wir sehr unterschiedlich denken und diskutieren – aber an vielen Stellen macht für mich die persönliche Revolution keinen Sinn. Für mich ist immer die Frage: Hilft mir das, außer dass ich im Ergebnis wieder in Phase 1 lande?

Wenn die Antwort „nein“ ist, dann kommt es mit auf die „Ich nehme das hin“-Liste. Schließlich brauche ich in einer Krise all meine Energie. Nur so kann ich mich um die Dinge zu kümmern, die ich ändern kann. So sind wir auch mit dem Brand umgegangen –Lösungen für konkrete Probleme finden. Daher waren wir recht schnell mit dem Projekt „Wiederaufbau“.  3 Tage schliefen wir bei den Nachbarn, dann fand sich eine kleine Ferienwohnung, 10 Tage später zogen wir in unsere jetzige Wohnung. Nenn es die Flucht nach vorn, aber auch die gelingt erst, wenn du akzeptierst, was ist. Gefangen im „Ja, aber“ wird es schwer, dir die Welt so zu machen, wie sie dir gefällt.

Geht nicht? Dann mach etwas anderes

Ich bin sicher noch nicht fertig um mein geliebtes Zuhause mit Garten und dem schönen Apfelbaum zu trauern – das braucht Zeit.  Unsere Wohnung jetzt hat einen Balkon, aber keinen Garten und ich wusste schnell, dass das für uns ganz wichtig ist – graben, buddeln, Pflanzen großziehen, eigenes Gemüse aufessen…

Ich habe es ruhen lassen, wir wollten ankommen, aber nach einem erneuten Blick auf den Wohnungsmarkt begriff ich, dass es gerade kaum machbar ist, das ideale Zuhause zu finden. Meine Überlegung: Wenn ich keine Wohnung mit Garten finde, vielleicht such ich mir einen Garten zu meiner Wohnung.

So sind wir ganz frisch Pächter eines Kleingartens mit viel „Entwicklungspotential“ – sprich es gibt viel zu tun und viel Möglichkeit, dass meine Familie und ich uns austoben – körperlich und kreativ. Als NLPlerin kam nach einer kurzen Zeit Frust der Gedanke zur Lösung – wenn etwas nicht geht, mach etwas anderes.

Statt festzuhalten an einer idealen Wohnung, haben wir für einen Garten gesorgt. Meine Empfehlung: Gib dir Zeit, um alles „doof“ zu finden, das darf so sein. Gönne es dir, wütend zu sein – und finde einen Weg, deine Gefühle auszuleben. Hacke einen Haufen Holz für deinen Kamin klein, zertrümmere altes Geschirr aus dem Keller, oder schreibe einen langen Brief an dich selbst, in dem du mal richtig Dampf ablässt. Mach dir aber klar, dass es deine Gefühle sind und sie gehören dir– nicht deinen Freunden und Familienmitgliedern. 😉

Phase 3: Sei offen

Wenn das erste Chaos sortiert ist und du abgehakt hast, was du nicht ändern kannst, werden deine To-dos erst wirklich sichtbar. Je nachdem wie dringend etwas ist, wirst du spüren, was du zu tun hast. Im ersten Lockdown war schnell klar, dass die Schule zu ist, aber nicht wirklich einen Plan gibt.

Meine erste Amtshandlung zu Hause war, meiner Tochter einen Arbeitsplatz einzurichten und sie soweit fit zu machen, dass ich nicht jeden Tag technische Probleme lösen muss, sondern sie möglichst autark Aufgaben bearbeiten kann.

Dann habe ich mich um meine Themen gekümmert – überlegt, was ich anbieten kann, darüber nachgedacht, wie ich sichtbar bleiben kann. Für mich war auch klar, dass es so wie mir vielen anderen auch geht und ich wollte etwas weitergeben von meinem Optimismus.

Mit anderen austauschen und Mut abgeben

So sind die Mutmachinterviews entstanden, die vor ein paar Wochen in die nächste Runde gegangen sind – sozusagen als Update. Ich wollte mit Unternehmer*innen sprechen, die etwas zu sagen haben. Etwas, das helfen kann bei den Entscheidungen, die jetzt anstehen und den emotionalen Hürden, denen wir in der Pandemie ausgesetzt sind. Dabei sind Gespräche entstanden, die nicht nur Mut machen, sondern auch Lösungen aufzeigen – genau das, was ich am liebsten mache. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass Mut haben und Mut machen gerade sehr gebraucht wird.

Gemeinsam sind wir stärker und Solidarität bekommt in meinen Augen gerade eine neue Qualität. Wenn du es bisher noch nicht wirklich getan hast, dann fange jetzt an dich zu vernetzen. Neben meiner Familie ist es vor allem mein großartiges Netzwerk, das mich durch die wirklich schweren Zeiten getragen hat – mal praktisch, mal emotional.

Es war für mich nicht immer leicht, all die Hilfe, die mir angeboten wurde, anzunehmen – manchmal sogar von völlig unbekannten Menschen. Ich bin heute dankbar, dass ich zu vielem Ja gesagt habe. Es war gleichzeitig ein Ja für die herzliche Zuwendung vieler Menschen, die mir soviel Kraft gegeben hat. Sei offen dafür, wer dir begegnet und sei gespannt, wie sehr dir dein Netzwerk dabei hilft, dir deine Welt so zu gestalten, wie es für dich richtig ist.

Phase 4: Spiel mal

Auch wenn es paradox klingt, je weniger es möglich ist, alte Gewohnheiten auszuleben, desto mehr Platz ist da für Innovation. Spielen heißt ja nichts anderes als etwas zu tun, ohne dass es von vorneherein einen Zweck oder Ziel hat. Da wir die eingetretenen Pfade nicht einfach weiter gehen können, wenn alles drum herum anders ist, scheint jetzt  eine gute Zeit, um etwas Neues zu testen. Dieses spielerische Ausprobieren kann bedeuten, dass nichts dabei herauskommt, dass es scheitert, dass es kein Ergebnis gibt…Na und? Die bisherigen Wege funktionieren ja auch nicht. Erfolgsgeschichten von Pizzabäckern, die im Lockdown eine hochwertige Aufbackpizza in den Markt bekommen oder Vorgartenkonzerte auf Abstand zeigen, dass sich Mut und „einfach mal machen“ lohnt.

Die meisten Unternehmer*innen, mit denen ich in meinen Mutmachinterviews gesprochen habe, haben das letzte Jahr genutzt, um etwas auszuprobieren oder sich lang ersehnte Wünsche zu erfüllen und liegen gebliebene Projekte umzusetzen.

Selber machen schafft Respekt

Auch privat lohnt sich das „spielen“ – so haben viele Menschen kochen gelernt und oft dabei einen ganz anderen Bezug zu Lebensmitteln oder auch dem Wert von gutem Essen im Restaurant bekommen. Andere so wie meine Familie und ich haben das Selbermachen auf die Spitze getrieben. So stelle ich mittlerweile regelmäßig Mozzarella oder Grillkäse her, backe mein gesamtes Brot selbst und genieße es, meine Nähmaschine für praktische und dekorative Zwecke anzuwerfen. Ich denke, dass viele Menschen das Selbermachen wieder entdeckt haben, weil es uns ein Stück Selbstbestimmung gibt. Wir haben mehr Zeit für solche Dinge und es weckt Kreativität in uns. Es macht einfach wahnsinnig zufrieden, wenn du ein handgemachtes Stück Brot in den Mund schiebst.

Phase 5: Brüte es aus

Das ist sozusagen der letzte Schritt – bring deine Tests in eine Serienreife und in die Welt. Erzähle anderen davon, was du ausprobiert hast. Gehe in Austausch und Resonanz und freue dich über das Feedback. Sobald du nämlich das frisch geschlüpfte Küken in der Hand hältst, kann es sein, dass du dich gar nicht daran erinnerst, wie unschön der Anfang war.

Nun brauchen wir nicht unbedingt Krisen, um uns (weiter)zu entwickeln, aber sie beschleunigen manches und schaffen ein Klima, das Entscheidungen voran bringt. Auch wenn der Weg dahin vielleicht Rückschläge birgt, sei dir sicher, dass es weiter geht. Vertraue auf dich und dein Umfeld. Nimm dir den Raum, dich zu entwickeln und lerne von anderen.

Das kann auch bedeuten, dass dein frisch geschlüpftes Küken durch Impulse anderer noch weiter wächst, verbessert wird. Manchmal wird es auch nützlicher und wertvoller. So wie zum Beispiel Betakurse im Onlinebereich, bei denen das Feedback der Kursteilnehmer das Endergebnis mitgestaltet und nach vorne bringt. Vielleicht triffst du auch auf gleichgesinnte Menschen, die du sonst nicht kennengelernt hättest.

Die Zukunft liegt in meinen Augen sowieso darin, mehr gemeinsam zu lernen und das ein Leben lang. Dafür brauchen wir alle den Mut etwas zu probieren, etwas zu zeigen und auch mal darüber zu erzählen, was nicht gut läuft. Ähnlich wie die Fuckup-Nights, in denen Unternehmer*innen von ihren Fehlschlägen erzählen. Das heißt als Zuschauer nicht mehr alle Fehler selber machen zu müssen, sondern auch einen ganz anderen Blick auf „Scheitern“ und ausprobieren zu bekommen.

 

Fazit und Ausblick

All diese Phasen mögen bei dir vielleicht nur in Teilen vorkommen, mal mehr oder weniger Raum einnehmen, aber der Weg ist meist recht ähnlich und besteht aus Höhen und Tiefen.  Es ist das Leben, das oft in  Wellen verläuft, nicht immer nett erscheint, aber erstaunlich ehrlich rund um unsere Bedürfnisse ist.

Mich wird das Motto „Bleibt alles anders“ noch recht lange begleiten – es gibt mir die Sicherheit, dass es o.k. ist, wie es ist und bietet Platz zum mich auszuprobieren, zu spielen und doch bei mir zu bleiben. Damit habe ich alles dabei, um mir die Welt so zu machen, wie sie mir gefällt.

 

Und du?

Wie siehst du das, kommen dir „meine“ Phasen bekannt vor oder würdest du das ganz anders betrachten?

Erzähle mir doch in den Kommentaren, wie du durch Krisen gehst!