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Sketchnotes = visuelle Sprache

Sketchnotes sind eine Art Sprache, die so wie jede andere auch aus Wörtern besteht, die miteinander verknüpft auf eine ganz bestimmte Weise (Grammatik) zu komplexen Inhalten (Satzbau) führt. Statt der Wörter benutzt du bei den Sketchnotes Symbole, gezeichnete Metaphern und Icons, die für das Wort stehen. Zusammen gesetzt werden diese Wörter mit Verbindern in Form von Pfeilen, Zeichen und Rahmen. Das Ergebnis ist bestenfalls eine möglichst wortarme Sketchnote, die auf einer Seite einen Inhalt zusammenfasst.

Dabei gibt es einen deutlichen Unterschied zu einer gesprochenen Sprache – es gibt nicht wirklich einen richtigen oder falschen Satzbau. Das bedeutet für dich wenn du jetzt gerade einen “Wortschatz” aufbaust in Form von Icons, dass du dich austoben kannst und spielen kannst. Dabei entstehen natürlich auch Routinen. So zeichne ich meist als Symbol für die Pause in einem Workshop eine dampfende Kaffeetasse. Frag 50 Sketchnoter und du wirst diverse andere Symbole für das Wort Pause bekommen. Wie würde denn bei dir eine Pause aussehen?

In diesem Artikel möchte ich dir vor allem zeigen, dass du in deiner inneren Bilderwelt schon zu sehr vielen Dingen ein Symbol hast, dass du dir jetzt zu Nutze machst, um dein Sketchnotevokabular aufzubauen.

Weißt du eigentlich wieviele Worte  =  Icons und Symbole du schon kennst?

Im letzten Artikel habe ich dir die Aufgabe gestellt, die Gegenstände in deiner Küche mal genau zu betrachten und in Symbole zu übersetzen. Ausgehend von einer durchschnittlichen Küche, hast du sicher einiges zusammen getragen. Was du mit einer Kaffeetasse als Symbol anstellen kannst, geht als Synonym natürlich auch mit einer Kaffeemaschine: eine Pause darstellen.
Die Teller und das Besteck lassen sich prima nutzen, um ein Essen darzustellen für eine größere Mittagspause. Gläser kommen in unserer Sprache gleich mehrfach in Sprichwörtern und Redewendungen vor.

Denk mal an das halb voll und das halb leer Glas. Was für eine starke und einfache Metapher, um einen Perspektivwechsel zu zeichnen.

Eine oft für widersprüchlich Aussagen benutzte Wendung ist: Wein saufen und Wasser predigen. Wie wäre es ein Weinglas mit rotem Inhalt neben einer Flasche auf der Wasser steht? Ein starkes Bild mit wenig Aufwand ist eben eine der großen Stärken beim Sketchnoten.

Auch deine Küchenmöbel sind für viele Zwecke einsetzbar – ob es der Stuhl ist für den “heißen Stuhl”, oder auch der Tisch, auf den du alle Pro- und Contraargumente für ein Projekt packst. -> “da kommt alles auf den Tisch”. Was ich gern nehme als Symbol für “eine Prise von x” ist der Salzstreuer. Sicher findest du noch einiges mehr, wenn du dann noch weiter im Putzmittelschrank unter der Spüle schaust.
Genau genommen gibt es unendlich viele Gegenstände in deinem Haushalt, die sich leicht in die Grundform von Kreis, Rechteck und Dreieck zerlegen lassen und schon in der Sprache als Metapher tief verankert sind.

Satzzeichen zweckentfremden

Ein weiteres nützliches Gebiet kommt aus der Orthografie. Macht es Sinn, wenn du Romane schreibst, um die Wichtigkeit eines Aspektes deutlich hervorzuheben? Nein, wenn du einfach ein dickes fettes Ausrufezeichen dahinter packst. So ist die einfachste Form Fragen und Antworten in einer Sketchnote darzustellen, zum Beispiel für eine Expertenrunde, in dem du ein Fragezeichen und ein Ausrufezeichen nebeneinander zeichnest.

Dinge die eher nachrangig sind, später kommen oder als Untertitel fungieren kannst du einfach mit Klammern versehen. Um ergänzende Informationen zu verknüpfen nutze das für jeden verständliche Sternchen oder verbinde mit einem Pfeil. Auch sämtliche Währungszeichen wie das Euro- oder Dollarzeichen sind je nach Kontext ein gewohntes Synonym für Kosten, Zahlungen oder auch Gewinne. Wenn du einen Blick auf deine Tastatur wirfst, findest du noch weitere Zeichen, die du prima als Symbol einsetzen kannst, wie zum Beispiel das Paragraphenzeichen § oder das @ Zeichen für Mails oder direkt angesprochene Personen. Das versteht jeder und es birgt nicht wirklich eine zeichnerische Hürde. Mache es dir leicht!

Danke für den Schilderwald

Deutschland ist bekannt für seinen Schilderwald, den vor allem Menschen aus dem Ausland merkwürdig finden. Nicht dass ich nicht manchmal diese Mengen an Schildern verfluche, wenn ich das Wesentliche übersehen habe und wieder mal einen Strafzettel bekomme. Zum Sketchnoten sind diese ganzen Verkehrszeichen und die Icons und Symbole darauf ein wahrer Fundus. Nur die Form eines Stopschildes mit rotem Rand hat eine starke Aussage und lässt sich leicht und einfach umzusetzen. Genauso wie das Zeichen für Vorfahrt, Achtung Vorfahrt oder auch die Sackgasse. Auch wenn deine Führerscheinprüfung schon ein wenig zurück liegt, achte mal im Straßenverkehr darauf, wie viele Schilder dir beim Sketchnoten helfen. Parken, Bushaltestelle, Bahnübergang,Einbahnstraße…ach, der deutsche Schilderwald ist voller Metaphern, die wundervoll in alle Formen von Prozessen, Strategien und Zielentwicklungen passen.

Augen auf, die Icons sind überall!

Zusammen gefasst ist meine Botschaft an dich:
Auch wenn du das Gefühl hast, dass du viele Dinge (noch) nicht darstellen kannst, halte deine Augen offen, für Symbole, die dich umgeben und notiere sie dir in dein Heft. Schreib auch dazu, wie du sie als Metapher verwenden willst…zum Beispiel Flugzeug für eine weite Reise. So entwickelst du nicht nur ein großes Repertoire, sondern hast gleich ein kleines Nachschlagewerk zur Hand. Mal ehrlich, hättest du gedacht, dass du so viele Dinge schon kennst und dass sie sich so gut zum Sketchnoten eignen?
Erzähle mir von deinen Aha-Erlebnissen und hinterlasse mir doch einen Kommentar, was deine Lieblingsmetapher unter den Zeichen ist.