Warum eine Sketchnote Matrix
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Die Sketchnotematrix ist eine logische Folge, denn als Sketchnoterin strukturiere ich Themen, um sie abzubilden. Da es so unendlich viele Möglichkeiten gibt, Sketchnotes einzusetzen, muss auch hier eine Struktur her, die ich in vier Quadranten eingeteilt habe.
In der Sketchnotematrix kannst Du sehen, ob eine Sketch Note für andere entsteht, oder aber allein für deine Zwecke. Genauso habe ich unterschieden zwischen dem internen Gebrauch und dem externen. So entstehen vier Quadranten, die jede Menge Möglichkeiten enthalten.
Wenn du bisher also überhaupt keine Vorstellung hattest, was Sketchnotes für dich und dein Business bedeuten können, hilft dir die Sketchnote Matrix dabei, deinen eigenen Einstieg zu finden. So kannst du entscheiden, wo du startest und bist vielleicht nicht allzu überfrachtet. So viele Möglichkeiten können auch dafür sorgen, keine Entscheidungen zu treffen und so gar nicht erst anzufangen.
Vielleicht möchtest du noch ein paar Beispiele anschauen, dann werfe doch einen Blick auf diese Seite, wo ich eine Reihe von Anwendungen gesammelt habe.
Ein großer Unterschied – extern und intern
Jede Branche hat seine eigene Begrifflichkeit. Du kennst das sicher: Du sprichst mit Kollegen und ihr seid schnell am fachsimpeln. Sobald du genau diese Begriffe, die du ganz selbstverständlich einsetzt, im Gespräch mit neuen Kunden verwendest, wirst du gefragt,was sich hinter dem Begriff verbirgt. Vielleicht erntest du auch nur fragende Blicke. So oder so hat jedes Thema eine eigene Begriffswelt. Genau deswegen unterscheide ich zwischen extern und intern. Es ist ein großer Unterschied, ob du eine Sketchnote erstellst für jemanden, der in deiner Begriffswelt zu Hause ist, oder ob du diese Fachsprache noch übersetzen musst.
Quadrant 1: Sketchnotes für andere
Dieser Quadrant in der Sketchnotematrix ist nicht der erste Aufschlag, wenn du mit Sketchnotes erst startest, weil er ein wenig Mut kostet. Du brauchst ein bisschen Erfahrung, wie gut deine Betrachter deine Sketchnotes „verstehen“. Immer dann, wenn du vorhast, Sketchnotes für andere zu zeichnen, ist es ganz wichtig, deine Zielgruppe genau im Blick zu haben. Frag dich, ob du für ein Fachpublikum arbeitest, oder geht es um die breite Öffentlichkeit. Davon abhängig ist, wie selbsterklärend deine Sketchnote sein muss. Als Unternehmerin kannst du dieses Medium prima einsetzen, um z.b. dein neues Produkt vorzustellen mit all seinen Vorzügen und Features. Auch typische Prozesse, die zu deinem Business gehören, eignen sich gut, um sie zu visualisieren. So ist es viel charmanter, deinen Ablauf vom Erstgespräch bis zur fertigen Beratung einmal als linearen Prozess darzustellen. Klar, beschreibe ihn gern auch noch als Text, aber die Sketchnote bringt Übersicht. Auch FAQ, also die typischen Fragen, dir immer wieder begegnen, eignen sich für eine Sketchnote. Das gilt vor allem, sobald deine Antwort einen Prozess beschreibt.
Textarm heißt nicht ohne Text
Damit wir uns nicht falsch verstehen, Sketchnotes werden nie komplett Text ersetzen. Aber sie können bildlich unterstützen, was im Text allein vielleicht zu komplex oder umfangreich erscheint. Das Prinzip ist ja, alle wichtigen Informationen möglichst auf einem Blatt Papier darzustellen. Ein schönes Beispiel dafür ist eine Sketch Note, in der ich mal erklärt habe, was ein Barcamp ist. Die Textfassung ist um einiges länger. Ich bin mir auch sicher, dass all diejenigen, für die das Prinzip Barcamp ganz neu war, sich nicht nur die Sketchnote angeschaut haben sondern auch den vollständigen Text gelesen haben.
Gerade im Bereich Marketing und Kommunikation können Sketchnotes „vermitteln“ zwischen Sender und Empfänger. Sie können Lust darauf machen, den vermeintlich langen Text durchzulesen oder ihm seine Komplexität zu nehmen. Auf jeden Fall sind sie ein attraktiver Blickfang.
Neben dem Logo habe ich auch die Quickstart-Gebrauchsanleitung als Erklärsketchnote entwickelt. Der Netbyrd ist ein mobiler Router, der auch in der Pampa beim Videodreh im Weinberg oder auf dem Festivalgelände stabil eine Internetverbindung herstellt. Mehr Infos zum Produkt findest du bald hier bei netbyrd.
Quadrant 2: Sketchnotes mit anderen für andere
Sketchnotes sind unglaublich erfolgreich, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit von Teilnehmern und Zuhörern zu bekommen. Falls du jemals in einer Vorlesung oder einer Fortbildung gesessen hast, in der jemand seitenweise Tafel und Flipchart voll geschrieben hat, weißt du wie schwer es ist, aufmerksam zu bleiben. Eine kleine Auflockerung mit Symbolen und Icons gibt dir als Teilnehmer die Möglichkeit, dabei zu sein und zu bleiben. Dazu kommt, dass alle Inhalte die du dir auch schreibst, sowieso besser im Kopf bleiben. Untermauert von visuellen Elementen sind sie für dich als Bild leichter abrufbar. Das heißt, ein Workshop, der mit einer attraktiven Visualisierung arbeitet, wird sehr viel nachhaltiger wirken, als ein rein auditiver Vortrag. Voraussetzung dafür ist, dass die im Vortrag gezeigten Symbole leicht nachzuvollziehen bzw. zu zeichnen sind. Das zu üben lohnt sich und ist einfach umsetzbar. Schließlich braucht jeder Vortragende nur einige paar Symbole, die er immer wieder verwendet und nicht ein ganzes Sketchnotehandbuch!
Gemeinsam Lösungen finden
Dasselbe gilt für Beratungen, in denen gemeinsam mit dem Kunden Fragestellungen, Ziele und Lösungswege aufgezeichnet werden. Ein zusammenfassendes Dokument auf dem Flipchart oder auf dem Ipad kann nicht nur als Gesprächsprotokoll dienen, sondern helfen, die Lösung sichtbar zu machen. Der Vorteil, die Gesprächspartner gehen mit dem Gefühl heraus, auf einer Linie zu sein und das Nacharbeiten wird sicher weniger aufwändig, als ein schriftliches „Rebriefing“ allein. Im Übrigen ist diese bildhafte Auseinandersetzung zwischen Kunde und Beraterin ein sehr effektives Mittel, um vor allem Lösungen außerhalb des Tellerrands zu finden. Auf jeden Fall macht es riesigen Spaß, führt überdurchschnittlich gut zu einem Beratungsergebnis und erspart oft eine aufwendige weitere Nachbereitung.
Im Workshop habe ich mit 20 Jugendlichen Ideen und Maßnahmen gesammelt, um die Stadt Kiel klimaneutral zu gestalten bis zum Jahr 2050. Alle Aspekte habe ich dann in einer Sketchnote zusammengefasst. Das ist ein schönes Beispiel wie in einem intimen Workshop Themen so gebündelt visualisiert sind, dass sie auch für Nichtteilnehmer erfassbar und lesbar sind.
Quadrant 3: Der Favorit in der Sketchnotematrix – für dich sketchnoten
In diesem Quadranten findest du all die Anwendungen, wo es wirklich nur um dich, dein Business, und deine eigenen Themen geht. Das ist im Übrigen der Bereich aus der Sketchnotematrix, der den besten Einstieg bietet. Das liegt daran, dass du dich voll und ganz darauf konzentrieren kann, auszuprobieren, zu spielen und dich mit dem Medium Sketchnotes vertraut zu machen. Sketchnotes beschreibe ich auch gerne als auf dem Papier denken. So kannst du einfach nur für dich deine Projekte aufzeichnen, deine to-do’s zusammentragen oder auch Sketchnotes zum Lernen nutzen.
Es geht nicht um Kunst!
Dabei brauchst du keine Rücksicht zu nehmen, ob jemand anders deine Zeichnung oder Struktur versteht oder dir überhaupt folgen kann. Aus vielen Kursen weiß ich, wie schwer es meinen Teilnehmer*innen fällt, ihre Arbeit anderen zu zeigen. Die einzige Gefahr ist, dass du viel zu kritisch mit deinen (ersten) Ergebnissen bist. Denk immer daran, dass Sketchnotes die Information im Fokus haben – es geht nicht! um Kunst und Schönheit. Zugegeben, es kostet ein wenig Mut, die ersten Sketchnotes jemandem zu zeigen. Aber das hat Zeit. Starte also vielleicht mit einer einfachen to-Do-Liste, die du mit kleinen Icons ergänzt. Auch die klassische Mindmap, die einen zentralen Begriff in der Mitte hat ist eine gute Übung, um einen Einstieg zu bekommen.
Sketchnotes privat oder für die Weiterbildung
Es gibt eine ganze Reihe von Anwendungen, um Sketchnotes für dich einzusetzen. So kannst du privat dein Reisetagebuch mit kleinen Sketchnotes ergänzen, eine Restaurantkritik zeichnen, dein Lieblingsbuch zusammenfassen oder Sketchnotes als Prüfungsvorbereitung nutzen.
Als ich meinen Heilpraktiker für Psychotherapie gemacht habe, musste ich mich auseinandersetzen mit einem Haufen Fachliteratur. Viele lateinische Fachbegriffe wollten einfach nicht in meinen Kopf. Ich habe zwar an der Uni einen Lateinkurs belegt, ihn aber leider viel zu oft eingetauscht gegen Baden in der Ostsee. So fehlte mir die Grundlage, Begriffe herzuleiten. Stattdessen habe ich mich mit Vera Birkenbihl „Stroh im Kopf“ beschäftigt – ein wunderbares Buch. Ich habe mir eine Struktur geschaffen, wie ich den Fokus auf die Dinge richte, die ich mir schlecht merken kann. Für jedes Wort zu dem mir eine Verbindung fehlte, habe ich mir eine Karteikarte gemacht. Den Begriff habe ich auf die Karte geschrieben und zu jedem einzelnen Buchstaben habe ich mir eine Assoziation überlegt. Soweit möglich habe ich jeder Assoziation noch ein kleines Symbol hinzugefügt. So entsteht statt eines Wortes, das vielleicht kompliziert und schwierig zu merken ist, ein Bild, das ich auf einen Blick erfassen kann. Bei Vera Birkenbihl heißt das Analoggraffiti.
Ein schönes Beispiel für ein Analograffiti – hier Assoziationen dazu, was eine gute Sketchnote ausmacht
Quadrant 4: Sketchnotes intern mit anderen
Dieser Bereich der Sketchnotematrix kann als Turbo dienen, wenn komplexe Themen mit diversen Beteiligten umgesetzt werden sollen. Da ist ein gemeinsamer Anker, den man auch an die Wand bringen kann Gold wert.
Sketchnotes sind ein wunderbares Mittel, um in Teams, Gruppen oder ganzen Abteilung gemeinsam auf dem Papier zu denken. Sie bieten sich an, um das nächste Projekt sichtbar für alle zu planen und zu durchdenken. Der Vorteil liegt auf der Hand. Sketchnotes erziehen dich dazu, nur die wirklich wichtigen Aspekte zu notieren.
Sicher kennst du das auch? Für ein anstehendes Projekt wird zunächst erst einmal ein Konzept geschrieben, das den Ablauf bunt ausschmückt. Die konkrete Umsetzung sieht oft ganz anders aus.
Interne Kommunikation – schneller, leichter und schöner
Stell dir mal vor, du würdest auch die konkrete Umsetzung sichtbar machen – mit Start, Ziel und den Meilensteinen unterwegs. Schon beim Aufzeichnen werden so die Stolpersteine sichtbar und das, was fehlt oder zu viel ist. Sketchnotes sind auch prima geeignet, um Kollegen Abläufe zu erklären, z.b. wie die Reisekostenabrechnung funktioniert oder die Anmeldung zur Weihnachtsfeier. Auch die leidigen Protokolle bei Meetings könnten ganz anders aussehen. Sie wären viel kürzer und würden endlich wirklich „gelesen werden“. Aber auch große interne Themen wie der Wertewandel, den viele Unternehmen gerade erleben oder der Ausblick über die nächsten drei Jahre sind ideal, um sie zu visualisieren. Du siehst: Dieser Quadrant in der Sketchnotematrix bietet viel Potenzial!
Die Geschichte mit dem Baum oder der gemeinsame Nenner
Der größte Vorteil bei Sketchnotes für den internen Gebrauch ist, das Symbole und Bilder vielleicht mehr gemeinsamen Nenner erzeugen, als ein Wort es könnte. Mit meinen Teilnehmern mache ich gern eine kleine Übung. Ich bitte darum, dass sich jeder vor seinem inneren Auge einen Baum vorstellt. Dann sollen sie auf einen Zettel schreiben, was das für ein Baum ist. Manche sehen den eigenen Obstbaum im Garten, andere grenzen nur ein, ob es ein Laub oder ein Nadelbaum ist. Probiere es mal aus mit deinen Kollegen und sei gespannt, wieviel unterschiedliche Bäume in den Köpfen deiner Umgebung herum schwirren.
Würde ich den Teilnehmern ein Symbol für einen Baum zeigen, wäre die Antwort, dass sie einen Baum sehen. Mit dem Symbol verhindere ich also, dass ich aus unterschiedlicher individueller Sicht ein Streit über Details entsteht.
Für den Hackathon „Wir für Schule“ habe ich die klassische Business Model Canvas umgebaut als Template um intern in Schulen die wichtigsten Protagonisten und Stellschrauben auf einen Blick zu visualisieren. In der internen Kommunikation bieten sich Vorlagen an für Meetings und Workshops. Mehr Infos zum Projekt findest du hier: Wir für Schule.
Sketchnotes sind unschlagbar, wenn es darum geht, Infos charmant und nachhaltig zusammenzutragen. Wofür möchtest du Sketchnotes einsetzen? Vielleicht macht du dir auch eine eigene Sketchnotematrix und notierst dir deine Gedanken. Erzähle mir in den Kommentaren, wie du dich entschieden hast!